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Foto: Walther Moser
Der 30 km lange Mühlgang, der sich - kaum beachtet und teils
unterirdisch - quer durch die Stadt Graz schlängelt, ist ein
ehemaliger Seitenarm der Mur, der schon seit dem 13. Jahrhundert als
urbaner Industriestandort dient. Wurden früher verschiedene Mühlen mit
dem Wasser angetrieben, so sind es heute mehrere Kraftwerke.
Reni Hofmüllers und Nicole Pruckermayrs Interesse an dem Gewässer,
seiner langen Geschichte sowie der aktuellen Nutzung, führte
zum Projekt „Klangbad“, in dem sie sich auf verschiedene Weise mit dem
Phänomen „Wasser“ auseinandersetzen. Zunächst bringen sie einen
kleinen Generator mit Turbine zum Einsatz, wie er auf Segeljachten
Verwendung findet. Dieser wird in die Strömung des Mühlgangs gehängt,
um mit dem auf diese Weise erzeugten elektrischen Strom das für das
Kunstprojekt nötige technische Equipment zu versorgen. Den beiden
Künstlerinnen ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass erst das
Vorhandensein von elektrischem Strom das künstlerische Geschehen, das
in einem Areal am Ufer des Mühlgangs stattfindet, ermöglicht.
Deshalb lenken sie die Aufmerksamkeit durch auffällige rote und
gelbe Schläuche gerade auf das Vorhandensein jenes Instrumentariums,
das normalerweise gut versteckt wird: die stromführenden Kabel und die
damit verbundenen Geräte.
Nicht nur zielt das Kunstprojekt darauf ab, das Generieren und Fließen
von elektrischem Strom zu veranschaulichen, auch der Ursprung jener
Energie, das Element Wasser in seiner Bewegung, soll hörbar gemacht
werden. So nehmen Hofmüller und Pruckermayr an ganz verschiedenen,
markanten Stellen des Mühlgangs, die dem Verlauf des Wasserarms durch
den außerstädtischen wie innerstädtischen Bereich folgen, die
Geräusche der Unterwasserwelt auf und projizieren diese in den Garten.
Dort sind die Klänge, wie sie im Wasser etwa an Kraftwerken, in
Erholungsgebieten, an stark befahrenen Straßen oder an den
Schnittstellen zur Mur und anderen Gewässern entstehen, über
Lautsprecher zu hören, die an mehreren Stellen positioniert sind. Für
die Anwesenden entsteht - auch abhängig von ihrem jeweiligen Standort
- eine ganz eigene Klangkomposition. Sie sind eingeladen, einzutauchen
in die Akustik einer völlig unbekannten Welt, dazu, ein Klangbad zu
nehmen, oder sich unter die bereit gestellte „Klangdusche“ zu stellen.
Kerstin Barnick-Braun
Skizze: Maurice Rigaud
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