Klangbad
Kunstkraftwerk beim Mühlgang am Rösselmühlpark / Postgarage
Reni Hofmüller und Nicole Pruckermayr
Klangbad
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Mühlgang- und Gstettn-Touren

Foto: Nicole Pruckermayr

Der Mühlgang ist, obwohl sein Name eher generisch erscheint, ein untrennbar mit Graz verbundenes Stück Zeitgeschichte.
Die Stadt Graz hat, ähnlich wie Wien, viele aber nicht alle ihre Gewässer ins Unterirdische verbannt. Der Mühlgang durfte weitgehend oberirdisch und sichtbar bleiben, wohl auch um besser seiner Funktion als Lösch- und Brauchwasserspender nachkommen zu können, sowie der Stadtsäuberung dienlich zu sein. Im 13.Jahrhundert wurde er erstmals urkundlich erwähnt und später einfach als „der Gang“ bezeichnet. Die derzeit mehr als zehn Strom produzierenden Kleinkraftwerke verbergen sich in unzugänglichen Arealen oder hinter geschlossenen Fassaden, sie sind den meisten Personen der Stadt nicht bewusst.
Bei Wasserkraftwerken denkt man an große Staustufen und fast stilles Gewässer – der Mühlgang tänzelt trotz dieser Anzahl leichtfüssig durch die Stadt. Diese beiläufige Stromproduktion ist nicht ganz so effizient wie große Laufkraftwerke, aber sie scheint besser verträglich für Mensch und Umwelt zu sein.

Der Mühlgang ist, wie jedes fließende Gewässer, ein verbindendes Element. Wie die Donau Mitteleuropa mit dem Schwarzen Meer verbindet und so unterschiedliche Nationalstaaten nicht nur zu wirtschaftlichen Teilhaberinnen sondern auch zu einem gemeinsamen Band mit gemeinsamen Aufgaben und Lösungswegen werden lässt, so lässt auch der Mühlgang sein Einzugsgebiet zu etwas Gemeinsamen werden.
Dieses Gemeinsame kristalliert sich unter anderem im Älteren Mühlenconsortium, dem Verband der Mühlen- und Kraftwerksbetreibenden, dem unter anderem die Instandhaltung der Begrenzungsufer obliegt. Oder in der Problematik der einfachen Müllentsorgung über den Mühlgang durch Einzelpersonen. Oder im Erholungswert des Anblicks von fließendem Wasser mitten in der Stadt. Nicht zu vergessen ist auch die erfrischende Brise, die an heißen Sommertagen das Umfeld des Mühlgangs erfreut. Je nach Abschnitt, den der Mühlgang durchzieht, stehen andere Vor- und Nachteile solch eines künstlich angelegten und gepflegten Gewässers im Vordergrund, und auch unsere Audioaufnahmen lassen in unterschiedliche Welten eintauchen, die man durch die Wasserschichten destilliert wahrnehmen kann.

Ein solches Projekt, den Unterwasserklang von neuralgischen Punkten entlang eines Gewässers, innerhalb eines kontemplativen Gartens hörbar zu machen, versammelt gleichzeitig auch nicht nur die Sammlung von Tonspuren, sondern auch die unterschiedlichen Ambiente, Suchen und Begegnungen. Kleine Schätze werden miteinander in Verbindung gebracht. Die Gespräche mit interessierten ZuschauerInnen, die auch einmal hineingehört haben in unsere Erkundungen oder die einfach durch unseren Fokus auf den Mühlgang diesen wieder anders gesehen haben, hört man nicht, dennoch sind sie Teil dieser Gesamtintervention den Mühlgang Wert zu schätzen und ins aktive Bewusstsein der Stadt zu holen.