Klangbad
Kunstkraftwerk beim Mühlgang am Rösselmühlpark / Postgarage
Reni Hofmüller und Nicole Pruckermayr
Klangbad
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Impressum
Mühlgang- und Gstettn-Touren
Publikation geplant 2016

Foto: Walther Moser

Aufnahmeprotokoll 5.8.2015, 1000h Mündung Reni, Walt



Notizen, Reni:
"Die Tour zum Ende des Mühlgangs bei Werndorf
Station 1: an der Trasse. Es ist heiß, Walther und ich haben uns im Augarten getroffen, 10 Uhr Start. Wir radeln an der linken Murseite bis zur letzten Brücke, dann auf der rechten Seite weiter, durch Feldkirchen, dann Kalsdorf und kommen an die Stelle, wo der Mühlgang wie auf einem Damm geführt wird. An der ersten Stelle sind zu viele Ameisen. Völlig unmöglich, sich dort länger aufzuhalten. An der zweiten geht's dann. Das Wasser ist ziemlich kalt. Große Felsblöcke säumen den Mühlgang hier ein, so ist es einfach, sich ins Wasser zu stellen. Das Wasser läuft ganz langsam und langweilig dahin, die Strasse wie der Mühlgang selbst fließt schnurgerade nach Süden. Eine Gruppe Radfahrerinnen fährt vorbei, 50+. Eine meint:” Ah schau, da liegen Fahrräder zum Mitnehmen.” Eine andere: “Naja, die Leute sitzen da oben.”
Länger nichts, dann ein Traktor. Ein Flugzeug. Ein Fahrrad mit dicken Reifen.
Wir fahren weiter.
Zweite Station: Eine Kernölmühle, ein kleines Kraftwerk und ein Holzwasserrad. Wir schauern in den “Mühlraum” rein, wo grade zwei Männer beim Mahlen sind, sie nicken uns freundlich zu. Für ein Gespräch ist es zu laut. Wir fahren auf die gegenüberliegende Seite zum Aufnehmen. Als ich mich runterbücke, um das Oly unter Wasser zu tauchen, springt ein Riesenfrosch ins Wasser. Ich hatte ihn nicht gesehen, gut getarnt im Gras.
Dritte Station: Der Mühlgang teilt sich. Wir müssen schon ganz in der Nähe des Kraftwerks Werndorf sein und damit der Stelle, wo der Mühlgang wieder in die Mur fließt. Der Wasserlauf ist unglaublich schön dort, scheint fast wild – was absurd ist, weil wir ja wissen, dass der Mühlgang angelegt wurde – trotzdem, im Vergliech zu vielen anderen Abschnitten ist es dort sehr naturnah. Am Weg dorthin, gleich vorher gibt es linker Hand eine Art Kleingartensiedlung, neben und nach Feldern. Kleine Häuschen, kleine Gärten, mit Zäunen voneinander abgetrennt, schaut alles recht neu aus. Und sehr absurd. Pro Parzelle ist auch Platz für 1 – 2 Autos.
An der Bachgabelung liegt ein großer Stamm als Umleitung im Wasser, oder als Müllfänger? In einem kleinen Flußwirbel verfangen sich leere Plastikflaschen und weißes Styropor, das so aussieht wie Material aus einer Kühltasche. Auf der kleinen Brücke daneben ist kein Geländer. Eine halbe Wassermelone schwimmt vorbei. Am Abschnitt, der wohl zum Kraftwerk führt, hat sich an einer Stelle auch viel Müll gefangen, gemeinsam mit ein paar Ästen und Äpfeln. Dort tanzen zwei unglaublich grün schimmernde – ja was? - Schmetterlinge oder Libellen? Sie spielen miteinander, eine/r fliegt voraus, der/die andere hinterher, die irrsten Flugmanöver. Hier rauscht und gluckert es ziemlich, am Parkplatz gleich an dieser kleinen Gabelung steht ein Schild: Parken verboten. Während unserer Aufnahmezeit kommt eine Frau in ihrem Auto und parkt dort. Wir grüßen, sie grüßt zurück. Ich kann ihr ansehen, dass sie sich wundert über unser Aussehen – beide große Kopfhörer auf und seltsame Geräte in der Hand. Sie sagt nichts. Wir packen zusammen und fahren weiter.
Vierte Station Wir haben den Radweg verlassen und folgen einer Art Forststrasse, immer dem Wasser entlang. Und stehen plötzlich an einem höheren Damm, dahinter muss die Mur sein. Ist sie auch. Und das Kraftwerk Kalsdorf. Riesig schaut die Mur aus im Vergleich zum Mühlgang, und auch im Vergleich zur Mur innerhalb von Graz. Hier ist sie breiter. Die Wasseroberfläche ist seltsam glatt, irgendwie verwirbelt, schaut nicht aus wie ein fließendes Gewässer, eher so, also würde sich das Wasser wie ein Klotz weiterschieben. Wir fahren ein kleines Stück die Mur hinunter, da sprudelt aus einem Kanalrohr mit Hochdruck Wasser. Der Mühlgang? Hm, nicht so klar, in dieser Gegend gibt es mehrere kleine Wasserarme, die alle irgendwo in die Mur oder den Mühlgang führen. Wir nehmen auf, sind uns aber – ziemlich – sicher, dass das noch nicht das Ende ist.
Fünfte Station. Wir sind da. Es ist immer noch heiß, und mittlerweile 14 Uhr. Puh. Der Mühlgang fließt zurück in die Mur, super unspektakulär. Es ist unglaublich ruhig hier, wir spazieren mal nur so rum und Walther begegnet einer Libelle. “Sie will fotografiert werden, also mach ich das. Und dann sehe ich, dass da eine Spinne ihr Netz hat, gleich daneben. Da fällt mir Maturana ein und was er über Liebe sagte – die legitimie Präsenz des Anderen. Das beschäftigt mich mehr und mehr. Wie wir das zusammenbringen können.”
Es ist gut jetzt, wir fahren nicht mehr zum Kraftwerk Werndorf, wir haben das Ende gefunden.
Am Weg zurück nach Graz machen wir Rast in Feldkirchen, essen und trinken.
Um 17.30 war ich dann wieder zu Hause.