Aufnahmeprotokoll 5.8.2015, 1000h Mündung Reni, Walt
Notizen, Reni:
"Die Tour zum Ende des Mühlgangs bei Werndorf
Station 1: an der Trasse. Es ist heiß, Walther und ich haben uns im
Augarten getroffen, 10 Uhr Start. Wir radeln an der linken Murseite
bis zur letzten Brücke, dann auf der rechten Seite weiter, durch
Feldkirchen, dann Kalsdorf und kommen an die Stelle, wo der Mühlgang
wie auf einem Damm geführt wird. An der ersten Stelle sind zu viele
Ameisen. Völlig unmöglich, sich dort länger aufzuhalten. An der
zweiten geht's dann. Das Wasser ist ziemlich kalt. Große Felsblöcke
säumen den Mühlgang hier ein, so ist es einfach, sich ins Wasser zu
stellen. Das Wasser läuft ganz langsam und langweilig dahin, die
Strasse wie der Mühlgang selbst fließt schnurgerade nach Süden. Eine
Gruppe Radfahrerinnen fährt vorbei, 50+. Eine meint:” Ah schau, da
liegen Fahrräder zum Mitnehmen.” Eine andere: “Naja, die Leute sitzen
da oben.”
Länger nichts, dann ein Traktor. Ein Flugzeug. Ein Fahrrad mit dicken
Reifen.
Wir fahren weiter.
Zweite Station: Eine Kernölmühle, ein kleines Kraftwerk und ein
Holzwasserrad. Wir schauern in den “Mühlraum” rein, wo grade zwei
Männer beim Mahlen sind, sie nicken uns freundlich zu. Für ein
Gespräch ist es zu laut. Wir fahren auf die gegenüberliegende Seite
zum Aufnehmen. Als ich mich runterbücke, um das Oly unter Wasser zu
tauchen, springt ein Riesenfrosch ins Wasser. Ich hatte ihn nicht
gesehen, gut getarnt im Gras.
Dritte Station: Der Mühlgang teilt sich. Wir müssen schon ganz in der
Nähe des Kraftwerks Werndorf sein und damit der Stelle, wo der
Mühlgang wieder in die Mur fließt. Der Wasserlauf ist unglaublich
schön dort, scheint fast wild – was absurd ist, weil wir ja wissen,
dass der Mühlgang angelegt wurde – trotzdem, im Vergliech zu vielen
anderen Abschnitten ist es dort sehr naturnah. Am Weg dorthin, gleich
vorher gibt es linker Hand eine Art Kleingartensiedlung, neben und
nach Feldern. Kleine Häuschen, kleine Gärten, mit Zäunen voneinander
abgetrennt, schaut alles recht neu aus. Und sehr absurd. Pro Parzelle
ist auch Platz für 1 – 2 Autos.
An der Bachgabelung liegt ein großer Stamm als Umleitung im Wasser,
oder als Müllfänger? In einem kleinen Flußwirbel verfangen sich leere
Plastikflaschen und weißes Styropor, das so aussieht wie Material aus
einer Kühltasche. Auf der kleinen Brücke daneben ist kein Geländer.
Eine halbe Wassermelone schwimmt vorbei. Am Abschnitt, der wohl zum
Kraftwerk führt, hat sich an einer Stelle auch viel Müll gefangen,
gemeinsam mit ein paar Ästen und Äpfeln. Dort tanzen zwei unglaublich
grün schimmernde – ja was? - Schmetterlinge oder Libellen? Sie spielen
miteinander, eine/r fliegt voraus, der/die andere hinterher, die
irrsten Flugmanöver. Hier rauscht und gluckert es ziemlich, am
Parkplatz gleich an dieser kleinen Gabelung steht ein Schild: Parken
verboten. Während unserer Aufnahmezeit kommt eine Frau in ihrem Auto
und parkt dort. Wir grüßen, sie grüßt zurück. Ich kann ihr ansehen,
dass sie sich wundert über unser Aussehen – beide große Kopfhörer auf
und seltsame Geräte in der Hand. Sie sagt nichts. Wir packen zusammen
und fahren weiter.
Vierte Station Wir haben den Radweg verlassen und folgen einer Art
Forststrasse, immer dem Wasser entlang. Und stehen plötzlich an einem
höheren Damm, dahinter muss die Mur sein. Ist sie auch. Und das
Kraftwerk Kalsdorf. Riesig schaut die Mur aus im Vergleich zum
Mühlgang, und auch im Vergleich zur Mur innerhalb von Graz. Hier ist
sie breiter. Die Wasseroberfläche ist seltsam glatt, irgendwie
verwirbelt, schaut nicht aus wie ein fließendes Gewässer, eher so,
also würde sich das Wasser wie ein Klotz weiterschieben. Wir fahren
ein kleines Stück die Mur hinunter, da sprudelt aus einem Kanalrohr
mit Hochdruck Wasser. Der Mühlgang? Hm, nicht so klar, in dieser
Gegend gibt es mehrere kleine Wasserarme, die alle irgendwo in die Mur
oder den Mühlgang führen. Wir nehmen auf, sind uns aber – ziemlich –
sicher, dass das noch nicht das Ende ist.
Fünfte Station. Wir sind da. Es ist immer noch heiß, und mittlerweile
14 Uhr. Puh. Der Mühlgang fließt zurück in die Mur, super
unspektakulär. Es ist unglaublich ruhig hier, wir spazieren mal nur so
rum und Walther begegnet einer Libelle. “Sie will fotografiert werden,
also mach ich das. Und dann sehe ich, dass da eine Spinne ihr Netz
hat, gleich daneben. Da fällt mir Maturana ein und was er über Liebe
sagte – die legitimie Präsenz des Anderen. Das beschäftigt mich mehr
und mehr. Wie wir das zusammenbringen können.”
Es ist gut jetzt, wir fahren nicht mehr zum Kraftwerk Werndorf, wir
haben das Ende gefunden.
Am Weg zurück nach Graz machen wir Rast in Feldkirchen, essen und
trinken.
Um 17.30 war ich dann wieder zu Hause.